
Blutstammzellspenderinnen und -spender erzählen
Nora K: «Ich mache das jetzt einfach, denn wenn’s passt, dann passt’s!»
Nora, im Wallis zu Hause und Gitarristin in einer rein weiblichen Cover-Band, hätte nicht damit gerechnet, dass sie jemals für eine Blutstammzellspende infrage käme. Es kam allerdings ganz anders: Kaum ein halbes Jahr nach der Registrierung erhielt Nora den entscheidenden Anruf. Die 20-Jährige dachte im ersten Moment, es handle sich um einen Fake-Anruf, aber rasch klärte sich, dass genau sie der Match für einen erkrankten Menschen war. Für Nora war klar, dass sie spenden würde, und so haben wir sie im Februar 2025 bei ihrer Spende am Unispital Basel begleitet. Im Interview schildert sie, wie sie das Ganze erlebt hat.
Wie wurdest du auf das Thema Blutstammzellspende aufmerksam und warum hast du dich registriert?
Ich wusste vorher quasi nichts über das Thema und hatte also auch nicht vor, mich zu registrieren. Eines Tages, etwa im Juli 2024, sah ich mir aber auf Instagram Reels an und erhielt dort die eine Werbeanzeige von Blutspende SRK Schweiz. Ich habe diese durchgelesen und dachte mir: «Warum eigentlich nicht? Das passiert ja dann doch nicht, weil ein Match so selten ist.» Ich habe das Testset erhalten, den Wangenabstrich gemacht und es gleich wieder zurückgeschickt. In diesem Moment habe ich gar nichts erwartet. Tatsächlich wurde ich aber dann bereits im Dezember kontaktiert – es ging also sehr schnell!
Was ging dir im ersten Moment durch den Kopf, als du den Anruf bekamst?
Also zuerst dachte ich, das Ganze sei ein Fake (lacht). Ich fragte meine Mutter nach ihrer Meinung und auch meine Freunde waren skeptisch und fragten sich, ob das alles echt sei. Wir konnten einfach im ersten Moment nicht glauben, dass es so schnell gehen kann! Aber ich dachte mir, ich schaue doch einfach mal – spätestens bei der ersten Blutuntersuchung wusste ich dann: Es gilt ernst, ich bin tatsächlich der Match für jemanden!
Es gilt ernst, du bist tatsächlich der Match fürs Leben für einen kranken Menschen. Was hat das in dir ausgelöst?
Also ich dachte mir, dass ich das jetzt einfach mache. Schliesslich habe ich mich registriert und wenn es passt, dann passt’s! Und wenn man jemandem damit helfen kann, ist das in jedem Fall etwas Gutes!
Wie geht es dir jetzt bei dem Gedanken, dass deine Blutstammzellen jetzt irgendwo auf dieser Welt einem Menschen vielleicht das Leben retten?
Das freut mich sehr und ich finde es schön, helfen zu können. Natürlich möchte ich wissen, wer meine Blutstammzellen bekommt. Aber das ist in der Schweiz leider nicht gestattet, das kann man nicht ändern. Aber ich werde sicher den einen erlaubten Brief schreiben und der betroffenen Person sagen, dass ich das sehr gerne gemacht habe. Für mich ist es schliesslich kein Problem und ich bin einfach froh, dass ich helfen konnte.

Ist die Anonymitätsregel für dich nachvollziehbar?
Ich kann das nachvollziehen, dass hier der Kontakt anonym bleiben muss. Gerade für den Fall, dass es nicht klappt und die betroffene Person nicht überlebt. Das wäre dann sicher auch sehr traurig für mich und so schützt mich diese Regelung auch. Aber so ein Kontakt nach ein paar Jahren wäre schön. Ich möchte es schon sehr gerne wissen, wem ich helfen konnte.
Wie hast du die Vorbereitung erlebt?
Die Wachstumsfaktoren spritzt man sich ja im Normalfall selbst, aber ich hasse Spritzen! Deswegen wollte ich eigentlich, dass mein Freund mir die Spritzen verabreicht. Aber er steht morgens viel später auf als ich und ich wollte ihn nicht wecken und habe es dann selbst durchgezogen. Es war dann auch alles nur halb so schlimm! Von den Nebenwirkungen habe ich am ersten Tag noch nichts gemerkt, aber später hatte ich Schmerzen im Rücken und im Knie. Ich liess es dann einfach etwas ruhiger angehen. Abgesehen davon habe ich die Sache einfach auf mich zukommen lassen.
Hattest du keine Ängste vor der Spende?
Ich hatte jetzt nicht wirkliche Angst und wollte einfach wissen, was mich genau erwartet. Klar hatte ich Bedenken, dass es für mich Nachteile geben könnte. Aber bis jetzt habe ich davon nichts gemerkt! Das Legen des Zugangs am Hals war aber schon unangenehm, muss ich sagen.
Kannst du mehr dazu sagen, warum bei dir der Zugang am Hals gelegt wurde und nicht an den Armvenen?
Meine Armvenen sind zu fein für die Nadeln und deswegen gab es keine andere Möglichkeit. Sonst hätte das Risiko bestanden, dass die Venen platzen. Als ich das erfahren habe, dachte ich zuerst schon: «Mist, wieso gerade bei mir?» Und trotzdem war klar: Ich mache das jetzt einfach!
Wie geht es dir jetzt während der Spende?
Ich fühle mich gut und eigentlich fast so wie immer! Ich werde hier sehr gut umsorgt und ich würde sicher wieder spenden. Schliesslich ist es ein verhältnismässig kleiner Aufwand, wenn man bedenkt, dass ich damit vielleicht jemandem das Leben retten kann. Ausserdem wäre ich ja auch froh, wenn jemand für mich spenden würde.