
Blutstammzellspenderinnen und -spender erzählen
«Da hat jemand auf mich gewartet»
Als Andreas Gröbner sich für eine Blutstammzellspende registrierte, dachte er nicht daran, jemals ausgewählt zu werden. Doch schon nach wenigen Monaten kam der Anruf, der alles veränderte.
Im November 2023 riefen die TV-Moderatoren Joko und Klaas in einer gross angelegten Aktion zur Registrierung für eine Blutstammzellspende auf. Innerhalb von drei Tagen meldeten sich 38'000 Menschen neu an. Die Sendung erzielte nicht nur in Deutschland Rekordquoten, sondern war auch in der Schweiz populär. Ein Zuschauer war Andreas Gröbner aus Davos. Die Thematik bewegte ihn, und er begann, sich online über die Möglichkeiten in der Schweiz zu informieren. «Meine beiden Brüder spenden regelmässig Blut und haben sich auch als Blutstammzellspender registrieren lassen. Also dachte ich mir: warum nicht?» Er registrierte sich online und bekam kurz vor Weihnachten das Testset zugeschickt. «Die Stäbchen habe ich erst mal liegen lassen, bis ich einen Reminder per E-Mail bekam. Dann habe ich den Wangenabstrich gemacht und eingeschickt. Es war mega einfach.»
Ein Anruf, der alles verändert
Schon im Sommer 2024 kam das Unerwartete: Blutspende SRK Schweiz kontaktierte ihn, weil er als potenzieller Spender infrage kam. Einen Monat später fuhr er ins Spital Chur zur Kontrolltypisierung. «Ich war total überrascht. Die Chance, dass man als Spender gebraucht wird, ist ja winzig. Mein erster Gedanke war: Da hat jemand auf mich gewartet.»
Besonders ein Moment blieb ihm in Erinnerung: «Am selben Tag haben wir an der Fachhochschule über Hoffnung gesprochen. Für mich habe ich ein zum Tag passendes Motto kreiert: ‹Hoffnung ist das, was dich am Leben hält.› Ab da wusste ich, dass ich spenden will. Und als die Bestätigung kam, dass es wirklich klappt, war ich einfach nur happy.» Andreas Gröbner ist stolz auf seine Entscheidung, aber nicht, weil er sich selbst für etwas Besonderes hält. «Es geht nicht um mich, sondern um die Person, die die Spende braucht.»
Die Mitarbeiterin des Donor Centers von Blutspende SRK Schweiz erklärte ihm den Ablauf. Erst war er skeptisch wegen einer möglichen Operation, «aber ich hätte es trotzdem gemacht». Dann erfuhr er, dass über 90 Prozent der Spenden ohne operativen Eingriff erfolgen.
Prinzip der Anonymität
In der Schweiz bleiben Personen, die spenden, und Empfängerinnen und Empfänger anonym. Andreas Gröbner hat mit seiner Familie und Freunden darüber diskutiert und findet das Prinzip sinnvoll. «Ohne Anonymität hätte die spendende Person eine krasse Machtposition. Eine Kollegin meinte, es wäre schön, wenn die Empfängerin oder der Empfänger sich melden könnte. Das finde ich auch einen schönen Gedanken, aber es könnte eben auch problematisch werden. Trotzdem würde ich natürlich gern wissen, wie es der Person geht.»
Die Vorbereitung auf die Spende empfand er als unkompliziert. Die notwendigen Wachstumsfaktor-Spritzen verursachten leichte Kopfschmerzen, aber nichts Schlimmes.

Im Spital nannten sie ihn einen Lebensretter
Am Morgen der Spende fuhr ihn seine Mutter von Davos nach Zürich. «Ich war mega müde und habe im Auto nicht schlafen können. Während der Spende habe ich ein bisschen gedöst und Podcasts gehört. Geschlafen habe ich nicht, ich habe eher gechillt. Später habe ich YouTube geschaut. Die Zeit verging mega schnell.»
Im Spital nannten sie ihn einen Lebensretter. «Das mochte ich nicht so. Es ist ja keine riesige Sache. Aber die Vorstellung, dass meine Spende jemandem Hoffnung gibt, macht mich sehr glücklich. Und zu spenden ist echt kein Ding. Ich würde es sofort wieder machen.»
Nach der Spende war er erschöpft. «Zu Hause bin ich direkt ins Bett gefallen und eingeschlafen.»