Betroffene erzählen
Ein neues Leben für Beatriz
Vor einem halben Jahr wurde der 23-jährigen Beatriz Salado in Basel das Leben gerettet. Ein Unbekannter hat ihr seine Blutstammzellen gespendet. Uns hat sie von ihrer beeindruckenden Geschichte erzählt.
«Als ich am 7. November meine Blutstammzellentransplantation in Basel erhielt, dachte ich, es wäre einfach eine kleine Infusion. Aber es war weit mehr als das. Es war der Beginn einer Reise, die mein Leben für immer veränderte», erzählt Beatriz in einem aufrichtigen Ton, der keinen Zweifel daran lässt, dass sie meint, was sie sagt.
Eine unerwartete Diagnose
Die zierliche 23-Jährige Doppelbürgerin kam mit ihrer Familie vor 10 Jahren aus Andalusien in die Schweiz und lebt heute im Berner Oberland. Sie arbeitet im eidgenössisches Finanzdepartement als Immobilienmanagerin und ist nach eigenen Aussagen sehr aktiv und vielbeschäftigt. So war sie zunächst auch nicht erstaunt, als sie vor gut einem Jahr vermehrt müde und erschöpft war. «Ich habe mir wohl einfach etwas zu viel aufgeladen», erinnert sie sich. Doch dann kamen schier unerträgliche Rückenschmerzen hinzu, sodass die sonst immer gesunde Beatriz ihre Hausärztin aufsuchte. Die verschriebenen Schmerztabletten brachten keine Linderung und erst nach einer Blutuntersuchung im Inselspitals war klar: Beatriz hat Akute Lympathische Leukämie (ALL) mit Philadelphia Chromosom.
Die Diagnose kam wie ein Schlag ins Gesicht. «Es war ein totaler Schock für mich und meine ganze Familie», erinnert sich Beatriz. «Der Arzt sagte mir, dass ich es schaffen werde, aber es fühlte sich an wie ein Berg, den ich erklimmen musste.»
Im Spital stellte man fest, dass die Leukämie bei Beatriz schon relativ weit fortgeschritten war, deshalb musste sofort mit der Behandlung begonnen werden. Chemotherapie Zyklus 1. «Mit jedem Tag fühlte ich mich schwächer.» Trotz der Umstände, in denen sich Beatriz befand, fand sie die Kraft, die Arztbesuche für ihre Eltern zu übersetzen. «Es war eine sehr schwierige Zeit, denn nicht alles war eine gute Nachricht, und ich musste die richtigen Worte finden, um auch meinen Eltern Hoffnung zu geben».
Die Tage wurden zu einer unendlichen Achterbahnfahrt aus Hoffnung und Verzweiflung. Doch selbst in den dunkelsten Momenten gab es Lichtblicke. «Das Lächeln meiner Nichte, die liebevolle Umarmung meines Freundes, die Anwesenheit meiner Mutter – sie gaben mir die Kraft, weiterzumachen», erinnert sich Beatriz.
Spielzeug für kranke Kinder
Von ihrem Spitalbett aus konnte sie rüber zur Kinderklinik blicken, und ihr gingen die kranken Jungen und Mädchen, die dort ihre Kindheit verbringen müssen, nicht mehr aus dem Kopf. Selber lebensbedrohlich erkrankt, dachte sie immerzu an die Situation dieser Kinder und begann, Spielzeug für die kleinen Patienten zu kaufen. «Dieses wollte ich verteilen, sobald ich wieder gesund war. Das half mir, optimistisch in die Zukunft zu blicken.»
Nach zwei anstrengenden Monaten und vier zehrenden Chemotherapien wurde klar: Beatriz braucht eine fremde Blutstammzellspende, um gerettet zu werden. «Ich war auf die Hilfe einer mir unbekannten Person angewiesen. Dieses Gefühl des Kontrollverlustes war schrecklich.»
Der Tag der Transplantation
Doch dann kam der Tag, an dem sich alles ändert. Der Tag, an dem Beatriz erfuhr, dass Hoffnung für sie bestand. «Es wurden sogar vier passende Spender oder Spenderinnen gefunden! Ich konnte mein Glück kaum fassen und bestand praktisch nur noch aus Dankbarkeit», strahlt Beatriz.
Da sich Spender und Empfängerin zum Schutz beider Parteien nicht kennenlernen dürfen, kreierte Beatriz eine fiktive Welt rund um die Person, die für sie spenden würde: «Ich nannte meine Spenderin Maria und habe mir ausgemalt, wie alt sie ist, wo sie wohnt und wie sie aussieht.»
Aber zwei Monate vor der Transplantation tauchte die Leukämie wieder auf, was alles viel komplizierter und riskanter machte, so dass die Ärzte vor der Transplantation mit intensiver Chemo- und Strahlentherapie die Krebszellen erst wieder beseitigen mussten. Bevor der Beutel mit den gespendeten Blutstammzellen eintraf, bastelte Beatriz mir ihrer Mutter ein grosses Plakat mit der Aufschrift «Willkommen Maria» und schmückten das Spitalzimmer mit Blumen und Girlanden. Ein Willkommensfest für ihre anonyme Heldin.
Die Transplantation mit «Marias» Blutstammzellen erfolgte dann am 7. November 2023 im Universitätsspital Basel. Auf die Infusion mit den fremden Blutstammzellen reagierte Beatriz heftig: «Plötzlich hatte ich Wasser in den Lungen, ich bekam fast keine Luft mehr. Ich hatte Wunden im Mund und bis hinunter zum Magen. Mein Körper wäre beinahe kollabiert, die Schmerzen schier unaushaltbar.» Ausserdem litt sie unter starken Hautreaktionen, ein Anzeichen für eine akute Abstossungsreaktion.
«Ich möchte etwas zurückgeben»
Doch nach zwei Monaten ging es ihr besser und ihr Körper gewöhnte sich Tag für Tag mehr an die neuen Blutstammzellen. Vor Neujahr durfte Beatriz nach Hause zu ihrer Familie, um sich dort weiter zu erholen und gesund zu werden. «Ich bin sehr stolz auf meinen Spender und werde ihm mein ganzes Leben lang für seine Menschlichkeit und sein gutes Herz danken», betont Beatriz mit emotionaler Stimme.
Heute hat die junge Frau schon wieder genug Energie geschöpft, um Tatendrang zu entwickeln: «Es machte mich traurig zu wissen, dass es immer noch Menschen gibt, die keinen passenden Spender finden», sagt sie. «Ich wusste, ich musste etwas tun, sobald es mir besser ging. Ich möchte möglichst viele Leute dazu inspirieren, sich als potenzielle Spenderinnen und Spender zu registrieren – es ist die einfachste Art, jemandem das Leben zu retten!»
Jetzt gleich registrieren unter: www.blutstammzellspende.ch/registrierung