Blutstammzellspenderinnen und -spender erzählen
Wie im 5-Sterne-Hotel
Damien Grohar war erst ein Jahr registriert, als er als Match für eine erkrankte Person gefunden wurde. Weshalb er sofort «ja» zu einer Blutstammzellspende gesagt hat, verriet er uns im Interview.
Seit wann bist du als Blutstammzellspender registriert?
Ich habe mich vor etwa einem Jahr für die Blutstammzellspende registrieren lassen. Als registrierter Organspender finde ich es wichtig, auch zu Lebzeiten zu spenden.
Als vor gut einem Jahr auch Homosexuelle uneingeschränkt zur Blutspende zugelassen wurden, wurde ich wieder auf das Thema der Blutstammzellspende aufmerksam und habe mich sofort ins Schweizer Register eingetragen. Bei der Registrierung als potenzieller Blutstammzellspender spielt die sexuelle Orientierung zum Glück seit vielen Jahren gar keine Rolle mehr.
Warum hast du dich registriert?
Ich habe mich registriert, weil ich so ein Leben retten kann.
Wenn ich eines Tages eine Transplantation benötige, möchte ich auch auf Unbekannte zählen können, wenn die Mitglieder aus meiner Familie nicht HLA-kompatibel sind und deshalb nicht für mich spenden können.
Welche Gedanken gingen dir durch den Kopf, als du die Spendeanfrage erhielten?
Ich war einfach froh, dass ich helfen konnte – und vor allem so schnell! Blutspende SRK Schweiz hat mich nach nur einem Jahr in der Datenbank angerufen, weil ich einer von mehreren passenden Spendern war. Ich hoffte zu diesem Zeitpunkt einfach nur, dass die Wahl auf mich fallen würde! Ich wollte so gerne helfen.
In der Schweiz gilt der Grundsatz der Anonymität; Spender und Patientin dürfen sich nicht kennenlernen. Was denken Sie darüber?
Ich denke, dass es wichtig und richtig ist, die Anonymität zu wahren – damit keine Abhängigkeiten entstehen oder Forderungen gestellt werden können. Aber klar: Ich wüsste gerne, wer meine Blutstammzellen erhalten hat. Vor allem wüsste ich gerne, ob alles geklappt hat mit der Transplantation und ob es der Person nun besser geht.
Aber auch ohne diese Gewissheit gibt es ein Band zwischen uns, das uns verbindet – auch ohne dass wir uns kennen.
Wie fühlt es sich an, wenn man mit einer hohen Wahrscheinlichkeit das Leben eines Menschen retten kann?
Als Gynäkologe und Geburtshelfer bringe ich viele Kinder zur Welt und rette manchmal auch Kinder in Extremsituationen. Meine Blutstammzellen zu spenden war für mich eine Selbstverständlichkeit. Ich fühle mich nicht als Held oder stolz, ich fühle mich einfach als Mensch, der etwas Menschliches gemacht hat.
Wie haben Sie sich auf die Spende vorbereitet? Haben die Wachstumsfaktoren bei Ihnen Nebenwirkungen hervorgerufen?
Die Wachstumsfaktoren haben mich sehr müde gemacht, ich hatte Muskel- und Knochenschmerzen. Aber meine Schmerzen waren minimal im Vergleich zu den Schmerzen, welche die Person, die transplantiert wurde, aushalten musste.
Jedes Mal, wenn die Nebenwirkungen stärker wurden, sagte ich mir: «Du wirst 4 bis 5 Tage lang Schmerzen haben. Denk an den Empfänger, der seit Wochen oder Monaten Schmerzen haben muss». Dieser Gedanke und schmerzstillendes Dafalgan haben mir geholfen.
Wie erging es Ihnen während der Spende?
Die Spende war absolut schmerzfrei. Ich wurde vom Team des Hôpitaux universitaires de Genève wie in einem 5-Sterne-Hotel empfangen. Das Pflegepersonal hat sich sehr liebevoll um mich gekümmert! Wir haben viel geredet und gelacht ... ich habe tolle Menschen kennengelernt. Die Zeit vertrieb ich mir mit Lesen und Lernen für die Bootsprüfung.
Wären Sie bereit, noch einmal zu spenden?
Absolut! Ich würde keine Sekunde zögern. Die Erfahrung war so bereichernd, und es ist schön, sich vorzustellen, dass man ein Leben retten kann, indem man einfach das gibt, was das Leben einem geschenkt hat.
Ich wünschte, ich könnte mehr Menschen zum Spenden motivieren. Denn es ist überhaupt nicht kompliziert und die Spende an sich ist schmerzlos. Die Befriedigung nach der Spende ist enorm, da sind auch die Begleiterscheinungen wegen der Wachstumsfaktoren schnell vergessen.
Kurz: Registriert euch und spendet!