Blutstammzellspende
«Es war nur ein kleiner Beutel Blut»
Der lange Weg zur richtigen Diagnose
Es begann mit Symptomen, die im ersten Moment unauffällig wirkten: geschwollene Hände, Atemprobleme und eine verstopfte Nase. Zuerst dachten die Ärzte an rheumatische Arthritis
, erzählt Christian Bregy, der 49 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Teenagern ist. Er steht mitten im Leben, ist gelernter Schriftsetzer und hat sich zum typografischen Gestalter weitergebildet. Doch dann wurden die Symptome zusehends schlimmer, sodass ich ins Inselspital nach Bern musste, wo monatelange Abklärungen folgten.
Der zweifache Familienvater musste während dieser Zeit auf die Zähne beissen, um täglich arbeiten zu gehen.
Erst Ende 2020, nach unzähligen Arztterminen und Untersuchungen, bekam er die bittere Nachricht, an T-Zell-Prolymphozyten-Leukämie erkrankt zu sein. Die Diagnose war total schockierend. Und gleichzeitig war ich froh, endlich zu wissen, was los war mit mir
, erinnert sich Bregy. Das Ärzteteam tendierte vorerst zur Strategie des Abwartens. Monatlich wurden die Blutwerte überwacht. Während zwei Jahren ging das mehr oder weniger gut. Im Vergleich mit anderen Formen von Leukämie ist diese Variante ein eher schleichender Prozess, der mehr Zeit zum Handeln zulässt.
Der Krankheit getrotzt
Doch dann kamen weitere Symptome hinzu. Nach weiteren Untersuchungen und Abklärungen stand fest, dass es bei dieser seltenen Form von Blutkrebs nur noch mit einer Blutstammzellspende eine Aussicht auf Heilung bestand. Zwar konnte die Krankheit mit einer Antikörpertherapie zeitweise in Schach gehalten werden, aber die kranken Krebszellen kehrten immer wieder zurück. Das Ärzteteam hat mich unermüdlich unterstützt und mir Mut gemacht
, betont er.
Vor der Transplantation wollte er unbedingt noch an einem Charity-Lauf für Krebskranke teilnehmen. Ich wollte zeigen, dass ich das trotz meiner Krankheit schaffen würde.
Zuerst riet ihm das Ärzteteam von der Teilnahme ab, weil die Ansteckungsgefahr zu gross war. Doch sein Wunsch war so stark, dass er schliesslich grünes Licht dafür erhielt. Christian Bregy erachtete den Start am Lauf als Initialzündung, um auch die bevorstehende Transplantation in Angriff zu nehmen. Wenn der Lauf zu schaffen ist, dann schaffe ich auch das in Basel
, setzte sich der Walliser in den Kopf. Aus der gesamten Region erhielt er in dieser Zeit einen enormen Zuspruch. Jeder kennt jeden und jeder macht sich Sorgen, wenn es einem andern nicht gutgeht. In solchen Fällen unterstützt man sich gegenseitig und so kam auch viel Geld zusammen für den Charity-Event. Diese Unterstützung hat mich sehr getragen und mir sehr geholfen.
Weihnachten im Kreise der Familie
Doch nach dem Lauf löste sich im Dickdarm eine Entzündung aus, die ihn zu einem mehrwöchigen Spitalaufenthalt in Brig zwang. Für die Transplantation fühlte er sich nicht fit genug, er rückte aber trotzdem ins Unispital Basel ein. Denn, die gute Nachricht war: Ein passender Spender war gefunden. Aber auch in Basel bekamen sie die Bauchentzündung vorerst nicht in den Griff. Er zweifelte zum ersten Mal, ob er die Intensivchemo und die darauffolgende Transplantation überstehen würde. Aber Christian Bregy, der von sich selber behautet, er sei ein 0815-Typ, überstand die Prozedur meisterlich. Er betont immer wieder seine Dankbarkeit gegenüber den Ärzten und dem Pflegepersonal. Ich habe einen riesigen Respekt, was die medizinisch und psychologisch geleistet haben. Als kleines Dankeschön schenkte und schenke ich noch immer allen Menschen, die mich während und nach meiner Krankheit unterstützt und begleitet haben, ein paar Strümpfe. Der Grund ist ganz einfach: Weil alle so ‘coole’ Socken sind
.
Am 17. November 2023 war der Tag der Transplantation und ihm wurden die Stammzellen eines anonymen Spenders eingesetzt. Es war ‘nur’ ein kleiner Beutel Blut, den ich erhalten habe – rein optisch unspektakulär, aber für mich war es der Startschuss zur Heilung. Meine Frau war auch dabei und es waren emotionale Momente. Ein riesiges Dankeschön gehört hier im Namen meiner Familie natürlich auch dem Spender für seine selbstlose Tat.
Die Transplantation überstand Christian Bregy sehr gut. Von Tag zu Tag ging es ihm besser, seine Kraft und Power kamen langsam zurück. Er erreichte auch das von ihm gesetzte Ziel, Weihnachten zuhause mit seiner Familie zu verbringen. Das war ein echtes Highlight!
Ein Aufruf zur Registrierung
Dank der Transplantation geht es ihm heute sehr gut, sogar die Blutgruppe hat sich geändert. Er hat jetzt die gleiche, wie sein unbekannter Spender. Für seine Familie und das gesamte Dorf war Christian Bregys Krankheit eine schwierige Zeit. Ohne die Unterstützung von meiner Frau, meinen Kindern und dem grossen Kollegenkreis hätte ich das nicht geschafft
, berichtet er. Mit einer WhatsApp-Gruppe hielt er rund 400 Freunde und Bekannte über seinen Zustand auf dem Laufenden. Auch nach der Transplantation spürte er, wie viel Rückhalt er in seinem Umfeld geniesst. Jetzt möchte er mehr Menschen auf die Möglichkeit der Stammzellspende aufmerksam machen: Es gibt wohl keinen einfacheren Weg, ein Leben zu retten. Ich möchte alle dazu ermuntern, die noch nicht registriert sind.